Sonntag, 31. Mai 2015

Comrades Marathon

Schon 1998 hatte mir Peter Camenzind vom Comrades Marathon vorgeschwärmt, dass ich ihn jemals laufen würde, daran habe ich damals nicht gedacht. Im letzten Herbst stellte dann Albis Reisen ihr Comrades Marathon Programm mit Anschlussreise nach Namibia vor. Da noch weitere bekannte Gesichter vom ASVZ mitmachen wollten, war ich schnell Feuer und Flamme für das Projekt. Philippe musste zuerst noch überzeugt werden, da ihn die Anschlussreise nach Namibia jedoch sehr interessierte, war er schnell auch auf der Startliste.
Am Mittwochabend nach dem Arbeiten flogen wir nach Johannesburg, von wo es am Donnerstagmorgen weiter nach Durban ging. Am Donnerstag hatten wir noch genügend Zeit um unsere Startunterlagen abzuholen und an der Marathonmesse herumzustöbern. Am Freitag stand die Streckenbesichtigung der 88km und 1700hm auf dem Programm. Wir besuchten ein College und anschliessend ein Kinderheim auf der Strecke. Die Kinder machten Tanzvorführungen und sangen Lieder. In Pietermaritzburg am Zielort gab es ein Mittagessen, bevor es mit dem Car zurück nach Durban ging. Die meisten entschieden sich dann nach dem langen Sitzen im Flieger und im Bus für ein Footing an der Strandpromenade. Am Samstag machten wir nicht mehr viel, mussten wir doch am anderntags sehr früh aufstehen. Am Sonntag klingelte der Wecker um 02:45h, eine Viertelstunde später gab es im Hotel Frühstück. Kurz nach 04:15h marschierten bei angenehmen Temperaturen die meisten kurzärmlig und in kurzen Hosen zum Startgelände, wo wir uns nach einem letzten WC-Halt auf einem der Toi-Toi in den Startblock begaben. Um 04:50h waren die Startblocks schon erstaunlich gut gefüllt. Ich war aufgrund der Qualifikationszeit im Block C, Philippe und Annabelle im Block B eingeteilt. Zu weit hinten wollte ich mich nicht einreihen, da ich die Hoffnung hatte, auf Annabelle zu treffen, um mit ihr zumindest am Anfang einen Teil der Strecke laufen zu können. Zudem zählt am Comrades Marathon die Bruttozeit ab Startschuss und nicht die Nettozeit für die Rangierung. Vor dem Start wurde das südafrikanische Lied Shosholoza sowie die Nationalhymne gespielt und von den einheimischen Teilnehmern fleissig mitgesungen. Bevor es los ging trieb dann noch der Song Chariots of Fire von Vangelis die Emotionen in die Höhe.
Der Start um 05:30h erfolgte in der Dunkelheit. Über 20'000 Teilnehmer machten sich auf den langen Weg nach Pietermaritzburg. Nach etwa 4 oder 5km kam der erste Verpflegungsposten, kurze Zeit später sah ich plötzlich Philippe vor mir laufen. Damit hatte ich nicht gerechnet. Wir hatten nicht abgemacht zusammen zu laufen, nun hatte es sich zufälligerweise so ergeben. Annabelle habe ich in der Menschenmenge leider nicht entdeckt. Nun liefen wir zusammen. Alle 1.5 - 2.0km gab es Verpflegungsposten mit Wasser und isotonischen Getränken in Beuteln, Cola, heissen Salzkartoffeln, Brot und Riegeln. Der Event war diesbezüglich wirklich super organisiert und es hatte auch sehr viele Zuschauer an der Strecke. Kurz vor Km 20 hatte Albis Reisen durch die Begleitpersonen eine erste persönliche Verpflegung organisiert. Ich hatte mir ein Ultra Pro Getränk bestellt, welches ich da bekam. Wir liefen weiter bis zur Streckenhälfte.

 
Anfangs wurden wir vor allem in den Anstiegen häufig überholt, aber nach 30-35km änderte sich das, viele Teilnehmer begannen die Anstiege zu marschieren. Unsere Velobeine liessen uns schön regelmässig hochtraben. Ab Streckenhälfte bekundete Philippe etwas Magenprobleme. Ob es an der Anstrengung lag, an der zunehmenden Hitze oder ob er am Vortrag etwas gegessen hatte, dass ihm nicht so gut bekam, wissen wir nicht. Auf alle Fälle liefen wir gemeinsam weiter, machten auch eine gemeinsame Pinkelpause irgendwo zwischen den Dörfern auf dem Feld. Kurz vor Km 60 waren die Begleitpersonen nochmals an der Strecke und ich bekam mein zweites Ultra Pro Getränk. Nach Km 60 mussten wir den 9h-Bus überholen. Ein Bus ist eine Gruppe Läufer, die ein bestimmtes Zeitziel haben, in diesem Fall eben die 9h für die Silbermedaille. Das Überholen der mindestens 50 Läufer war nicht ganz einfach, aber irgendwie hatten wir es geschafft. Nun zog sich die Sache in die Länge und mein Fahrgestell machte sich zunehmen bemerkbar. Schon bei Km 25 hatte ich zwei Blasen an den kleinen Zehen eingefangen, da die kurvige Asphaltstrasse teilweise seitlich abfallend war. Zum Glück besserte sich die Strasse dann wieder und ich merkte die Blasen nicht mehr so sehr. Wir waren gut unterwegs und wenn nichts dazwischen kommen würde, war eine Zeit unter 9h realistisch. Philippe hatte immer noch Verdauungsprobleme, aber ich hoffte, dass er seine Arschbacken bis ins Ziel zusammendrücken würde.


16km vor dem Ziel war dann ein Toi-Toi auf der Strecke und Philippe wollte unbedingt einen WC-Halt einlegen. Ich hatte nicht den Nerv, vor der Toilette zu warten und bin weiter gerannt. 9km vor dem Ziel gab es bei Polly Shortts nochmals einen längeren Anstieg zu bewältigen. Als ich oben war, wurde mein Name ausgerufen und dass ich die 98. Frau wäre. Dies beflügelte mich auf den letzten Kilometern und plötzlich war das Ziel auch noch unter den ersten 100 Frauen zu finishen. Nach 8h 42m war ich schliesslich als 94. Frau im Ziel. Dass ich eine Sub 9h-Zeit schaffen würde, davon hätte ich nicht zu träumen gewagt. Am Comrades Marathon gibt's dafür die Bill Rowan Medaille. Philippe finishte in 8h 50m ebenfalls unter 9h. Der WC-Halt und ein etwas langsamerer letzter Streckenabschnitt hatten ihn 8 Minuten Zeit gekostet. Auch wenn einem nachher die Beine und Füsse wehtun, der Schmerz geht, der Stolz bleibt!


Track: https://connect.garmin.com/activity/790473881

2 Kommentare:

  1. Liebe Ursi
    Du bist und bleibst mein Lauf-Hero! Ist einfach unglaublich, was Du leisten kannst! Herzliche Gratulation zu diesem Mega-Lauf!

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  2. Liebe Möne
    Danke - Laufen geht immer, bei anderen Sachen habe ich dafür weniger Biss!

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