Der Mensch braucht immer wieder neue Herausforderungen, so bin ich irgendwann anfangs Jahr auf "The Wayve" gestossen. Über 111km sollte es gehen gespickt mit 1800hm. Gleich fühlte ich mich von diesem Rennen praktisch vor meiner Haustüre angesprochen und habe mich kurzerhand dafür angemeldet, ohne genau zu wissen, auf was ich mich da eingelassen hatte. Immerhin konnte ich bezüglich Ultraläufen schon Erfahrungen sammeln, einerseits am K78 in Davos und andererseit am Bieler-100km-Lauf. Und die paar Langdistanz-Triathlons, welche ich schon gefinisht hatte, gaben mir die Gewissheit, dass ich in der Lage bin 12-13h am Stück Sport zu treiben.
Da lange Trainingsläufe nicht so mein Ding sind, habe ich davon auch nicht viele gemacht. Viel lieber sitze ich auf 3-6h auf dem Rennrad oder auf dem Bike und hole mir so die Ausdauer.
Der 22. September kam immer näher und ich blieb erstaunlich gelassen. Ich sagte mir, wenn es nicht ginge, würde ich ja jederzeit abbrechen und mit meinem General-Abonnement nach Hause fahren können. Ein bisschen Hektik kam dann am Freitag doch noch auf, da ich den ganzen Tag noch arbeitete, dann die Startunterlagen abholen musste und anschliessend noch mit Philippe zum Einkaufen abgemacht hatte. Das angesagte regnerische Wetter liess mich meine Kleiderpläne auch nochmals überdenken, Philippe gab ich trockene Ersatzkleider- und -schuhe mit. Er würde ab und zu an der Strecke stehen und falls ich sie brauchen würde, könnte ich wechseln. Am Samstagmorgen um 5:30h war es erstaunlich warm und nieselte nur leicht. Also entschied ich mich in kurzen Hosen zu laufen mit kurzärmligem Unterhemd und dem offizeillen Wayve-Laufshirt darüber. Ebenfalls nahm ich die vom Veranstalter abgegebenen Armlinge mit und eine Skinfit-Vento-Jacke.
Noch halb im Dunkeln wurde das Rennen um 7:00h mit 118 Single-Männern und 17 Single-Frauen gestartet. Die ersten 500m waren neutralisiert, weil wir Strassen überqueren mussten und so joggte noch niemand. Dann ging es los. Ich hatte das Gefühl, dass mindestens die Hälfte der Teilnehmer es schon sehr eilig hatte. Ich musste mich eher etwas bremsen. Kurz vor der ersten Verpflegungsstelle machte ich mit ein paar anderen Teilnehmern einen freiwilligen Abstecher auf den Hochwachtturm. Alle die den Turm bestiegen, hatten die Chance ein von 10 Paar ON-Laufschuhen zu gewinnen. Nach 16km war die erste Etappe auf den Pfannenstiel geschafft, die Etappe war somit 3km kürzer als angegeben und alle Teilnehmer war früher als erwartet da. Weiter ging es im Nebel wieder vom Pfannenstiel herunter. Da die Wayvers bereits nicht mehr alle so nahe zusammen liefen, war das Orientieren schon schwieriger geworden. Die Strecke war mit kleinen orangen Pfeilen markiert. Soweit ging alles gut und ich erreichte die zweite von fünf Verpflegungsstellen in Rapperswil-Jona. Von hier ging es weiter dem Obersee entlang über den Buchberg nach Lachen. Kurz vor dem Anstieg begann es zu schütten wie aus Kübeln. Ich lief hinter Erich, einem Laufkollegen vom TV Unterstrass und er lief einem anderen Läufer nach. Plötzlich sahen wir einen dieser kleinen orangen Pfeile nicht, weil er etwas versteckt war und wir waren falsch abgebogen. Als wir nach etwa einem halben Kilometer keine weitere Markierung sahen, kehrten wir um und entdeckten dann den kleinen orangen Pfeil, der von dieser Richtung viel besser sichtbar war. Dann ging es weiter mit Pfeile Suchen. Irgendwann bevor wir oben waren, kamen die Läufer plötzlich aus zwei Richtungen. Wahrscheinlich hatten wir wieder eine Markierung verpasst oder dann die anderen. Der Abstieg war auf ein paar Hundert Meter ein vom Regen total rutschig gewordener Trail. Mit Glück landete ich nicht auf dem Hosenboden sondern bekam nur schmutzige Hände vom mich auf dem Boden Abstützen, doch ich musste da ziemlich langsam durch und verlor den Anschluss auf die vor mir gehenden Läufer. Also lief ich wieder alleine und musste schauen, dass ich keine Abzweigung verpasste. Nach 60km erreichte ich pflotschnass und mit komplett verdreckten Schuhen in Lachen den dritten Etappenort. Es regnete immer noch im Aufstieg zum Etzel. Auf den Wiesenwegen schwamm ich in meinen Turnschuhen und einen kurzen Anstieg kam ich nur mit Mühe und Not hoch, in dem ich mich an den Ästen festhielt, der Untergrund war einmal mehr komplett rutschig. Der weitere Anstieg meisterte ich gut, obwohl wir bei St. Meinrad die steile Rampe mit Stufen hochgeschickt wurden statt auf dem einfacheren Wanderweg. Der Abstieg ging nicht lange auf einem schönem Weg, schon bald waren wir wieder auf einem Wurzelpfad. Als dieser endlich vorbei war, sah ich Yonca, eine Laufkollegin vom ASVZ. Sie bog links ab, ich tat es ihr gleich. Das war für mich logisch, da es rechts eine Absperrung hatte. Nachdem ich länger keine weitere Markierung sah, irritierte mich das und ich kehrte um. Auf der Absperrung, die scheinbar für das Iron Bike vom Sonntag war, war ein kleiner oranger Pfeil angebracht. Also doch, über die Absperrbänder steigen und da weiter. Später hörte ich, dass Wayve-Läufer in Einsiedeln gesichtet worden seien, obwohl die Strecke da gar nicht durch ging. Mental wurde es anstrengend im Regen, mit der zunehmenden Ermüdung in den Beinmuskeln und dann auch noch mit dem Suchen von den kleinen orangen Pfeilen. Wenn man dann noch falsch läuft, ist es einfach ärgerlich. Kurze Zeit später ging es über eine Weide und das auf einem komplett rutschigen Weg. Blöd war, dass dieser nur etwa 80cm breit war und links und rechts von einem geladenen Weidenzaun umgeben war. Der Teilnehmer vor mir war nur am Rumrutschen und kam nicht gescheit vorwärts. Meine Lösung war unter dem Zaun durch und in der noch frischen Wiese das Bord runter. Es ging nicht lange und andere taten es mir gleich. Kurz vor 16:00h erreichte ich dann die vierte Verpflegungsstelle in Schindellegi. Im Dorf traf ich auch wieder Philippe. Er erzählte mir von vielen herumirrenden Läufer und dass alle aus verschiedenen Richtugen kamen. Nun waren es noch zwei Etappen oder noch 35km bis nach Zürich. Die Beine schmerzten und es regnete immer noch. Doch wenn ich so weit gekommen war, dann wollte ich auch ins Ziel. Auf einen Kleider- und Schuhwechsel verzichtete ich, wäre doch alles gleich wieder nass und schmutzig geworden. Die fünte Etappe zog sich in die Länge, doch ich war mit Ausnahme der steileren Anstiege immer noch am Joggen, wenn auch nicht mehr ganz so schnell wie am Anfang. Kurz nach 18:30h erreichte ich dann die fünfte und letzte Verpflegungsstelle in Gattikon. Angeblich sollten es von hier noch 12km bis ins Ziel sein, denn es stand angeschrieben, dass hier 99km geschafft wären. Die Kilometer, welche uns am Anfang gefehlt hatten, waren hier zuviel, es wurden nochmals 16km. Und ich merkte das auch, da ich die Strecke von Adliswil der Sihl entlang bis nach Zürich bestens kenne. Kurz vor Zürich wurde es langsam dunkel. Ich erwischte zum Glück den richtigen Abgang von der Sihl ins Enge-Quartier, doch da liefen die Teilnehmer mindesten auf fünf verschiedenen Varianten zum See. Ich schloss mich der Variante einer Six-Pack-Läuferin an und erreichte schliesslich den See, von wo es nochmals etwa 2-3km waren bis zum Ziel in der Badi Tiefenbrunnen. Nach 13h27m25s traf ich da schliesslich als fünfte Single Frau ein. Kaum im Ziel wurde man zuerst interviewt. Danach wurde ich freudig empfangen von Gi, Barbara, Silvia, Jörg, Annabelle, Eric und Pierre. Wau, was für ein Empfangskomitee! Auf der Strecke waren wegen dem schlechten Wetter nicht viele Zuschauer. Silvia und Jörg machten Philippe und mir das Angebot uns nach Hause zu fahren, einen Service, den ich sehr zu schätzen wusste. Auch half sie mir noch beim Umziehen. Hosen, Socken und Schuhe mit den steifen Beinen zu wechseln ist gar nicht so einfach.
Es war ein schönes aber körperlich und mental anstrengendes Erlebnis. Dies zeigte sich auch bei der Ausstiegsquote, haben doch 25% der Single-Teilnehmer das Rennen nicht beendet. Die Strecke war attraktiv, aber das schlechte Wetter erschwerte das Ganze zusätzlich. Die Idee mit dem Tracker, wo man die Teilnehmer den ganzen Tag verfolgen konnte fand ich cool, hingegen hätte ich mir eine bessere Streckenmarkierung mit grösseren Pfeilen oder evt. sogar Streckenposten bei kritischen Stellen gewünscht.
Track: http://connect.garmin.com/activity/226111062
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