Sonntag, 20. November 2016

Frauenfelder Waffenlauf

So wie man als Läufer einmal zum 100-Kilometer Lauf nach Biel muss, so muss man einmal an den Frauenfelder Waffenlauf. Dies sagte ich mir vor einem Jahr, als ich erstmals in Frauenfeld am Halbmarathon teilgenommen hatte. Gesagt - Getan! Obwohl die Vorbereitungen nicht ideal waren, hatte ich mich vor etwas einem Monat dafür angemeldet. Suboptimal einerseits, weil ich seit längerem keine Lust auf längere Läufe von über zwei Stunden verspürte, andererseits fehlte mir zeitweise schlicht die Energie für härtere Einheiten, weil ich geschäftlich ziemlich unter Druck stand.
Am Tag vor dem Frauenfelder Waffenlauf war ich überhaupt nicht nervös. Die einzige Sorge war, ob ich am Start wirklich eine Packung erhalten würde. Mir wurde jedoch bestätigt, dass solche zur Verfügung stünden. Ich machte mir nicht mehr viele Gedanken, falls es am Start keine Packung geben würde, würde ich mich für den normalen Strassenmarathon ummelden.
Am Sonntag reiste ich frühzeitig mit dem Zug nach Frauenfeld. Den Anzug (TAZ) konnte ich sogleich in der kleinsten regulären Männergrösse und mit dem kürzesten Gurt beziehen. Packungen gab es auch gegen ein Depot von 50 CHF. Das Problem war jedoch, dass die Packung leer war und ich nun am Sonntagmorgen irgendwoher 5 Kilo Inhalt auftreiben sollte. Zudem war die Packung ein altes nicht sehr komfortables Modell. Ich irrte etwas fragend auf dem Gelände umher, bis der Zufall es wollte, dass ich auf Emil Berger traf (Organisator vom Wiedlisbacher Waffenlauf). Ich hatte Glück, und er hatte eine Ersatzpackung dabei. Diese konnte ich ausleihen und mein Problem war gelöst. Jetzt stand also einem Start nichts mehr im Weg.
Die Stimmung bei den Waffenläufern war sehr entspannt und freundlich. Um 9:30h mussten wir einstehen und marschierten danach gemeinsam zum Start auf dem Marktplatz in Frauenfeld. Dass die meisten vor dem Start nochmals auf Klo mussten war auch klar. Die Schlange bei 22 startenden Frauen mit einer verfügbaren Toilette war entsprechend lang.
Um 10:00h ertönte ein lauter Knall. Ich machte es wie die anderen und hielt mir die Ohren zu. Dann ging es los. Schon bald einmal gab es die ersten 100hm zu bewältigen. Ich startete nicht zu schnell, wusste ich doch, dass es mit dem Kräften zu haushalten galt, damit auf der zweiten Streckenhälfte noch genügenden Reserven vorhanden sein würden. Die ersten 13km lief ich im mystischen Nebel, danach zeigte sich die Sonne. Das Teilnehmerfeld von knapp 220 Waffenläufern zog sich schnell in die Länge. Einige Kilometer vor der Streckenhälfte überholten uns die ersten Marathonläufer, welche 1/2h später gestartet waren. Immer wieder waren Zuschauer an der Strecke, besonders durch das Städtchen Wil zu laufen war sehr motivierend. Dort machten sich die Halbmarathonläufer bereit, welche ab 12:30h ins Rennen geschickt wurden. Nach rund zwei Stunden waren die ersten 21 Kilometer mit rund 400hm geschafft. Die Sonne wärmte immer mehr, und es wurde heiss im Anzug. Das Gewicht am Rücken machte sich zunehmend bemerkbar und bei den Anstiegen hatte ich das Gefühlt richtig in den Boden gedrückt zu werden. Auf den letzten Kilometern war dann richtig viel Betrieb, da wir von den schnelleren Halbmarathon-Läufern ein- und überholt wurden. Nicht wenige liessen aufmunternde Worte fallen beim Vorbeiziehen. Nach 4h10m hatte ich es dann auch geschafft und überquerte die Ziellinie in Frauenfeld. Da wollte ich möglichst umgehend die Packung an Emil Berger zurückgeben. Leider habe ich ihn nicht auf Anhieb gefunden. Da hat man mir bei der Kleiderrückgabe versprochen, dass man sie ihm übergeben würde. Wie sich nachher herausstellte, hat das leider nicht geklappt, was mir sehr unrecht war. Zum Glück wurde die Packung im Verlauf vom Montag gefunden und kommt nun nach Wiedlisbach zurück. Wegen der ganzen Geschichte hatte ich vergessen meine Erinnerungsmedaille abzuholen, doch auch diese wurde mir postwendend nachgeschickt. So bin ich nun wieder um eine Lauferlebnis reicher.

Samstag, 6. August 2016

Munterwegs am Irontrail T41

Da ich für die Migros Ostschweiz Vorbereitungstrainings für den Irontrail in Wetzikon geleitet hatte, bin ich zu einem Gratis-Startplatz für den Irontrail gekommen. Ich habe mich für die Strecke T41 entschieden, welche gemäss Ausschreibung ungefähr einem Bergmarathon mit 42km und 2300hm entsprechen sollte.
Am Freitagabend bin ich nach dem Arbeiten zusammen mit Philippe nach Davos gereist. Um die Startnummer abzuholen reichte es nicht mehr, da dies nur bis 19:00h möglich war. So gönnten wir uns in der Lieblings-Pizzeria von Dario Cologna "Der Pate" eine feine Pizza, bevor wir im Sunstar Alpine Hotel eincheckten. Da der Start am Samstag vom T41 um 8:00h war, hätte ich gerne um 6:00h gefrühstückt, leider war das im Hotel nicht möglich. Ausnahmsweise war das Frühstück um 6:45h möglich, weil eine Gruppe sich angemeldet hatte.
Nach einer erholsamen Nacht klingelte der Wecker um 6:10h. Ich machte mich parat und war kurz vor 6:45h beim Frühstücksraum. Zusammen mit einem anderen Läufer und etwa 30 Pensionierten plünderte ich das Frühstücksbüffet, d.h. ich konnte in 15 Minuten gar nicht so viel essen. Ein Brötchen schnappte ich mir dann noch, welches ich für unterwegs in den Trailrucksack packte. Um 7:05h machte ich mich auf zum ca. 1km entfernten Startgelände, wo auch die Startnummernausgabe war. Da hatte ich noch genügend Zeit, um die letzten Vorbereitungen zu treffen.
Mit 140 weiteren Läufern wurde ich um 8:00h auf die Strecke geschickt. Nach etwa 500 flachen Metern ging es bereits in den Anstieg auf die Schatzalp. Einige Teilnehmer legten schon ein ordentliches Tempo hin, ich joggte gemütlich, mit vollem Magen ging es nicht schneller, zudem war der Tag noch lang. Von der Schatzalp ging es weiter zur Stafelalp. Bis zur ersten Verpflegung bei Km 12 konnte man viele Passagen noch joggend zurücklegen, danach wurde es zu steil und marschieren war angesagt. Wettermässig hatten wir Glück, teilweise zeigte sich sogar die Sonne, nachdem es den ganzen Vortag geregnet hatte. Im Abstieg nach Arosa merkte man dann aber schon, dass es an vielen Stellen feucht und rutschig war. Wie immer im technischen Downhill komme ich nicht so schnell vorwärts wie mir lieb wäre und ich werde tendenziell überholt. Auch wäre ich froh gewesen, Stöcke dabei zu haben. Da ich aber nicht damit trainiert hatte, hatte ich natürlich nicht daran gedacht, sie einzupacken. In Arosa drehten wir eine Runde durch Innerarosa. Es dauerte ewig, bis die Verpflegung kam. Gemäss Ausschreibung hätte sie bei Km 26 sein müssen, jedoch war es erst bei Km 28 soweit. Ich trank zwei Becher Cola und schnappte mir zwei Gels und zwei Riegel für unterwegs. Das Brötchen vom Frühstück hatte ich inzwischen während einem Aufstieg, wo ich am Marschieren war, verdrückt.
Wegen den vielen Regenfällen an den Vortagen war ein Teil der Originalstrecke gesperrt und wir mussten ein Stück von etwa 2km wieder gleich zurück, wie wir gekommen waren. Nach der Verpflegung war ich über eine Stunde alleine unterwegs, das Feld hatte sich total auseinandergezogen. Mehrere Male fragte ich entgegenkommende Wanderer, ob sie noch weitere Leute mit Startnummern gesehen hätten. Dem war so. Die Strecke war jedoch insgesamt sehr gut markiert, aber wenn man keine anderen Teilnehmer mehr sieht, fühlt man sich schnell etwas verunsichert. Nun ging es wieder den Berg hoch in Richtung Medergen Alp, meistens war es zum Joggen zu steil. Von der Medergen Alp bogen wir rechts ab und es ging noch weiter den Berg hoch, um anschliessend diese Höhenmeter wieder zu vernichten. Auch von einer Bachbettdurchquerung blieben wir nicht verschont. Einmal mehr wurden meine Füsse an diesem Tag nass. Im Tal unten angekommen, stand mir nun mit dem Strelapass der letzte Anstieg des Tages bevor. Bei Km 42 war ich immer noch im Anstieg, als von Philippe eine SMS kam: "Bin jetzt im Kaffee Klatsch". Hm, das würde wieder mal mehr als ein Marathon geben, ich wusste, dass es auf dem Strelapass noch 5km runter ging nach Davos. Ich habe dann kurz mit Philippe telefoniert und ihm gesagt, dass es noch ein Moment dauern würde, bis ich im Ziel ankäme. Auf dem Strelapass gab es noch die letzte Verpflegungsstelle und von da an ging es nur noch runter. Die ersten zwei Kilometer runter erforderten nochmals die volle Konzentration um nicht zu stürzen, die letzten 3km von der Schatzalp runter ins Ziel waren dann noch ein Ausrollen. Doch Vollgas konnte ich da mit den vom Bremsen schmerzenden Oberschenkeln auch nicht mehr geben. Nach 7h51m joggen und speedwandern bin ich schliesslich im Ziel angekommen. Die Strecke war rund 48km lang und beinhaltete 2500hm. Es war ein sehr schöner Event, auch wenn mich der Muskelkater in den Oberschenkeln noch mehrere Tage daran erinnern sollte.
Track: https://connect.garmin.com/modern/activity/1291080877

Sonntag, 8. Mai 2016

Riesenbecker Sixdays

Vor einem knappen Jahr erzählte uns Heike von den Riesenbecker Sixdays, welche alle zwei Jahre in ihrer Heimat um Ibbenbüren stattfinden. Sie konnte sieben weitere Freizeitsportler begeistern, sich für diesen Event anzumelden, so auch Philippe und mich. Am Freitagnachmittag vor dem Anlass flogen wir nach Düsseldorf und von da ging es mit dem Zug weiter. Ibbenbüren liegt zwischen Münster und Osnabrück. Wir waren gespannt, was uns dort erwarten würde, waren wir doch noch nie in dieser Region unterwegs. Als erstes wollte der Zugschaffner wissen, wo denn unser Grüppchen hinreisen würde. Als wir ihm sagten, dass wir nach Ibbenbüren wollten, sagte er nur erstaunt: "Was Urlaub in Ibbenbüren - da fahr ich jeden Tag mit den Zug durch." Am Bahnhof wurden wir von Heike's Papi, Werner, abgeholt und ins Hotel Leugermann gefahren, wo wir uns relativ spät noch ein Abendessen gönnten.
Der Start der ersten Etappe war am Samstagnachmittag in Riesenbeck. Werner fuhr uns eine Stunde vor Start hin. Es war relativ kühl und regnerisch. Einlaufen wollte fast niemand, würden wir doch in den kommenden Tagen mit 120km noch genug zum Laufen kommen. Mit Musik und dem Riesenbecker-Medley wurden wir in Stimmung gebracht. Pünktlich um 14:00h wurde das etwa 550 Läufer umfassende Feld auf die knapp 19km lange Strecke geschickt. Philippe hatte bereits im Voraus entschieden, dass er die Etappen mit mir laufen würde. So war es für ihn ein gutes Training und er konnte die Aussicht geniessen, oder so ähnlich... Die erste Etappe war bis Km 15 flach. Danach ging es auf einem Trail 100hm hinauf und dann wieder runter, wo in Ibbenbüren das Ziel war. Ich bin wohl etwas zu schnell losgelaufen, weil ich kalt hatte. Nach knapp 1 1/2 h waren wir im Ziel. Die Rangliste interessierte mich nicht sonderlich, waren doch 34 Läuferinnen in meiner Kategorie angemeldet. Als mir dann Heike am Abend sagte, dass ich die Kategorie nach der ersten Etappe anführen würde und einen Vorsprung von über 9 Minuten auf die zweite hätte, da staunte ich schon etwas. Würde sich mein Schnellstart in den kommenden Tagen rächen?
Am Sonntag um 14:00h ging es bereits auf die Königsetappe, welche gut 20km lang und mit fast 400hm gespickt war. Der Start war in Ibbenbüren und wir liefen bei herrlichem Wetter in den malerischen Ausflugsort Tecklenburg. Etwa ein Drittel der Strecke war Offroad. Insbesondere die Trails waren nicht meine Stärke, da wurde ich oft von Männern überholt. Ist wohl auch eine Kraftsache, da schnell laufen zu können. Auf dem Asphalt lief es mir dann jeweils wieder besser. Bei dieser Etappe vernichtete man 5km vor dem Ziel auf dem Hexenpfad rund 100hm, welche es danach mit dem Aufstieg ins Himmelreich vor Etappenende wieder zu bewältigen galt. Nach 1 3/4h war das Tagesziel erreicht. In der Kategorie war mein Vorsprung nicht mehr ganz so gross wie am Vortag, aber ich konnte ihn um weitere fünf Minuten ausbauen.
Am Montag war der Start zur dritten Etappe um 18:00h in Tecklenburg. Von da ging rund 18km nach Mettingen. Die Trails im Wald waren anspruchsvoll, da die Sonne voll entgegen schien und man zeitweise nichts sah. Mich stresste das etwas, da ich nicht stürzen wollte. Plötzlich hörte ich ein Holpern hinter mir und hoffte, dass es nicht Philippe war. Nach etwa einer Minute hatte er wieder zu mir aufgeschlossen, er war tatsächlich gestürzt. Zum Glück hatte es ihm nichts gemacht. Er war bei weitem nicht der einzige Teilnehmer, welche in dieser Woche einen Abflug von der Piste gemacht hatte. Nach gut 1 1/2h Stunden war die Strecke mit rund 200hm auch geschafft.
Am Dienstagmorgen fuhren wir nach Münster, wo wir an einer Stadtbesichtigung teilnahmen. Eine sehenswerte Studentenstadt, wo alle mit dem Fahrrad unterwegs sind. Am Nachmittag ging es wieder zurück nach Ibbenbüren und Werner brachte uns gegen Abend nach Mettingen. Hier gab es leider nur ein WC pro Geschlecht, so dass wir 15 Minuten vor dem Start immer noch am Anstehen waren. Irgendwie schafften wir es ins Startfeld, als das Medley lief, welches einen schon vor dem Start zum Hüpfen und Tanzen motivierte. Bis nach Ibbenbüren Dickenberg stand mit gut 17km und knapp 300hm die kürzeste Etappe auf dem Programm. Auch diese bewältigten wir in 1 1/2h. Langsam machten sich die Kilometer in den Beinen bemerkbar und es wurde immer wichtiger, sich bis am nächsten Tag gut zu erholen.
Um die Beine zu lockern gingen ein Teil unserer Gruppe in die Massage, ich machte am Mittwochmorgen einen Ausflug ins fast leere Aaseebad in Ibbenbüren, wo ich gemütlich einen Kilometer geschwommen bin. Am Abend fuhr uns Werner nach Ibbenbüren Dickenberg zum Start der fünften Etappe. Diese war mit gut 22km und knapp 300hm die zweitlängste Etappe. Auch hier wurden wir fünf Kilometer vor dem Ziel noch einmal gefordert, wo es auf einen schmalen Trail und Treppen runter ging. Nun merkte ich nicht nur die Beine, sondern auch langsam die Füsse, vor allem die Zehen und die Zehennägel. Wir schafften es ins Ziel beim Aasee in Ibbenbüren und das sogar noch unter zwei Stunden.
Am Auffahrtsdonnerstag war der Start zur sechsten Etappe wieder um 14:00h. Mit knapp 23km und 200hm war die letzte auch gleich die längste Strecke. In der Zwischenzeit war es ordentlich warm geworden. Die Strecke führte von Ibbenbüren Aasee zurück nach Riesenbeck, wo wir sechs Tage zuvor zu unserem Abenteuer aufgebrochen sind. Noch ein letztes Mal wurde das Medley gespielt und die Läuferschar auf die Strecke geschickt. Die ersten Kilometer waren flach, doch bei Kilometer 8 ging es wieder auf einen Trail. Bis Kilometer 12.5 waren wir Offroad unterwegs und man musste sich mit den müden Beinen ordentlich konzentrieren, damit man nicht über eine Unebenheit stolperte. Ab Kilometer 10 vor dem Ziel waren das erste und einzige Mal bei dieser Veranstaltung Kilometertafeln angebracht. Nun ging es zuerst runter und die letzten Kilometer waren schliesslich flach, so dass ich noch in einem zügigen Marathontempo ins Ziel laufen konnte, Zum Glück hatte ich auf dem Trailteil noch nicht alle Körner verschossen.
Im Ziel gab es das begehrte Finisher-Shirt und am Abend noch das Abschlussfest, wo die ersten fünf aller Altersklassen geehrt wurden. So durfte ich, nachdem ich in allen Etappen die Altersklasse W45 gewonnen hatte (so zu sagen "Start-Ziel-Sieg"), auch auf die Bühne und einen Rucksack sowie einen Check über 55 Euro entgegen nehmen.
Es war ein toller Anlass, welcher von Michael Brinkmann und seinem Team alle zwei Jahre mit viel Herzblut organisiert wird. Wer weiss, vielleicht sind wir 2018 wieder dabei. Uns hat es gefallen, der Lauf, die Gesellschaft, die Landschaft und das Essen (insbesondere Kuchen, Waffeln und Co. :o).
Tracks:
1. Etappe: https://connect.garmin.com/modern/activity/1148064710
2. Etappe: https://connect.garmin.com/modern/activity/1149959341
3. Etappe: https://connect.garmin.com/modern/activity/1151493886
4. Etappe: https://connect.garmin.com/modern/activity/1152504680
5. Etappe: https://connect.garmin.com/modern/activity/1153985511
6. Etappe: https://connect.garmin.com/modern/activity/1155587702

Sonntag, 24. April 2016

Meine Waffenlaufpremiere in Wiedlisbach

So wie jeder Läufer mal an den Bieler 100km-Lauf muss, sollte er oder sie sich auch mal unter die Waffenläufer mischen. Gesagt - Getan. Relativ kurzfristig hatte ich mich für den Wiedlisbacher Jubiläumslauf über 30.5km und 500hm angemeldet. Mit Absicht erzählte ich nicht vielen Leuten davon, wusste ich doch nicht, wie ich die 30.5km im Anzug und mit 5Kg-Packung am Rücken überstehen würde.
Am Sonntag war es dann soweit. Die Wetterprognosen waren wechselhaft und kalt. Ich hoffte, dass wir für den Lauf einen trockenen Abschnitt erwischen würden, da ich keine Lust hatte, die Distanz in einem schweren nassen Anzug zu bewältigen. Mit dem Zug reiste ich nach Wiedlisbach. 1 1/2h vor dem Start war ich bei der Startnummernausgabe und konnte einen Anzug und eine Packung beziehen. Ich war positiv überrascht, dass es einen Anzug in meiner Grösse gab, da ich von anderen Waffenläuferinnen gehört habe, dass sie oft mit zu grossen Anzügen rennen mussten. Die kleinste und kürzesten Hose, die verfügbar war, passte perfekt und das kleinste Oberteil war mit Ausnahme der etwas langen Ärmeln auch in Ordnung. Die relativ kleine Frauengarderobe war gut gefüllt. Zur Freude des Veranstalters hatten sich über 30 Frauen angemeldet und wie ich vernahm, war ich nicht der einzige weibliche Neuling. Schnell kam man mit den anderen ins Gespräch und bekam auch noch den einen oder anderen Tipp, wie man den Anzug und die Packung tragen sollte.


Um 10 Uhr erfolgte der Start und rund 200 Männer und 30 Frauen wurden ins Rennen geschickt. Nach einer flachen Runde im Dorf ging es auf den ersten 4km bereits 200hm nach Rumisberg hoch. Hoppla, dieser Anstieg mit dem Gewicht am Rücken war schon ganz happig. Schnell merkte ich, dass ich ein deutlich langsameres Tempo anschlagen musste, als bei gewöhnlichen Strassenläufen. Ich erhoffte mir, die 30.5km und 500hm unter 3h bewältigen zu können. Kurz vor Hälfte lief ich auf Rosmarie auf, welche etwa das gleiche Tempo wie ich hatte. Auch für sie war es der erste Waffenlauf. Für die erste Streckenhälfte bis nach Solothurn hatte ich etwas mehr als 1h30m gebraucht, aber 2/3 der Höhenmeter waren Gott sei Dank schon bewältigt. Mit Rosmarie lief ich einige Kilometer durch Solothurn und wir zogen uns gegenseitig, mal war sie ein paar Meter vor mir, mal ich ein paar Meter weiter vorne. Dann wurde es richtig streng auf den letzten 5km und ich verlor sie aus den Augen. Das Wetter machte mit und wir hatten trocken und teilweise schien sogar die Sonne. 2km vor dem Ziel begann es allerdings ordentlich zu winden. Hier sah ich dann plötzlich zwei weitere Frauen vor mir, welche ich sogar noch überholen konnte. Schliesslich kam ich als sechste Frau nach 2h55m ins Ziel, was in der AK über 40 Rang 5 bedeutete. Als ich im Ziel war begann es bald zu regnen und zu schneien. Zum Glück konnte ich nun ab unter die warme Dusche. Anschliessend gab es im Festsaal Hörnli mit Gehacktem und Apfelmus, bevor die Ehrungen und die Rangverkündigung losgingen. Das Schöne an den Waffenläufen, man darf aufs Treppchen und bekommt eine Medaille bis Rang 5. Und so reiste ich von meinem ersten Waffenlauf mit einer Medaille nach Hause. Ich hätte nicht gedacht, dass ich das so gut hinter mich bringen würde. Trotz Anzug und Packung war ich nirgends am Körper wundgescheuert. Allerdings hatte ich am Montag schon etwas schwere Beine und ein paar Druckstellen an den Schultern. Aber wie heisst es so schön: "Der Schmerz geht - Der Stolz bleibt". In diesem Sinn, starte ich vielleicht wieder mal zu einem Waffenlauf.
Track: https://connect.garmin.com/modern/activity/1139885820

Sonntag, 6. März 2016

Survival Run - Go dirt or go Home!

Als esa-Running-Leiterin hätte ich schon ein paar Mal einen Gratisstart für den Survival Run in Thun gehabt, der Termin hatte aber nie gepasst, da er immer mit dem Engadiner Frauenlauf kollidierte. Dieses Jahr war es anders. Da Peter, ein Lauffreund, am Samstagabend seinen runden Geburtstag feierte, würden wir an besagten Wochenende nicht nach Zernez reisen. Kurzerhand habe ich mich also für den Lauf angemeldet. Silvia, eine Lauffreundin, wollte nicht starten und gab mir ihren Gratisstart, so dass Philippe auch gleich angemeldet wurde. Schon länger hatte ich die Idee, dass wenn ich diesen Lauf einmal machen würde, dann mit einem Kostüm. Einen Monat vor dem Lauf bot mir Janina an, für uns Kleider zu organisieren, da sie auch verkleidet starten wollte. So wurde für Philippe ein Neandertaler- und für mich ein Leopardinnen-Kostüm bestellt.

Am Sonntagmorgen reisten wir mit der Bahn nach Thun, von da ging es im mit Survival Run Teilnehmern überfüllten Bus zum Waffenplatz, wo die Startnummernausgabe, die Garderoben und auch das Laufgelände waren. Wir holten die Startnummern und zogen unsere Kostüme an. Kurz vor Start stellten wir uns in den Block. Die Schnellen starteten um 12h, die Mittelschnellen 5min und die Gemütlicheren 10min später. Punkt 12h ging es also auf ins Getümmel. Der erste Kilometer verlief auf einer Wiese, aber schon bald kamen ein paar ca. 1m50cm hohe Strohballen, die es zu überwinden gab, was schon ordentlich Kraft brauchte, wenn man nicht eine gescheite Technik beherrschte. Im zweiten Drittel der 9km-Runde kamen dann diverse schlammige und kalte Wasserlöcher, die es zu durchwaten gab sowie Baumstämme, die man übersteigen musste. Es hatte sicher noch etwas mehr Schlamm als in anderen Jahren, da es am Vortag ordentlich Niederschläge gab. Das Wasser kam teilweise bis auf Bauchhöhe und nach den Wasserpassagen spürte ich meine Füsse kaum noch.
Philippe entledigte sich nach dem ersten Wasserloch von seinem Neandertaler-Stulpen, da diese so mit Dreck und Schlamm vollgesaugt waren, dass er kaum noch rennen konnte. Im letzten Drittel der Strecke gab es noch ein paar weitere Hindernisse zu überwinden. Erneut über Baumstämme mussten wir klettern und durch Betonrohre kriechen sowie eine steile etwas rutschige Rampe hoch- und wieder runterlaufen. Zum Glück konnte man sich bei Bedarf an einem Seil hochziehen. Auch waren nochmals ein paar Strohballen zu überklettern. Am Schluss mussten wir noch in eine Art Badewanne rein- und wieder rausklettern. Man wurde ordentlich durchgewaschen, bevor man auf dem Hosenboden Richtung Ziel rutschte. Da wir uns für die Kategorie "Survivors" und nicht für die Kategorie "Light" angemeldet hatten, war nach der ersten Runde noch nicht Schluss und das Abenteuer begann nochmals von vorne, obwohl meine Füsse nach der ersten Runde genug gehabt hätten.
Auf der zweiten Runde benötigten wir etwa 10 Minuten weniger lang, da sich das Feld in die Länge gezogen hatte und wir bei den Hindernissen freie Bahn und natürlich unterdessen auch etwas Routine hatten. Die Stimmung unter den Teilnehmer war durchwegs freundlich und hilfsbereit. Wenn man es nicht sofort über ein Hindernisse schaffte, wurde man nach oben geschubst oder herübergezogen. Auch ich habe zwei oder drei Mal anderen Teilnehmern geholfen. Der Survival Run war ein lustiges und kaltes Erlebnis. Wenn ich wieder mal teilnehme, wäre ich froh, wenn es ein paar Grad wärmer wäre, als Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt. Nach dreimal duschen waren auch meine Haare wieder sauber und die Kleider sind nach zweimal waschen auch wieder brauchbar.
Track: https://connect.garmin.com/modern/activity/1074920675