Dienstag, 6. November 2018

New York City Marathon 2018

Im 2011 waren wir letztmals am New York City Marathon, welchen wir in sehr guter Erinnerung haben. Als wir Ende 2017 realisierten, dass sowohl Philippe (Madrid Marathon) als auch ich (Frankfurt Marathon) die Qualifikationszeiten für den New York City Marathon erfüllten, entschieden wir uns im Januar 2018 erneut dafür zu registrieren.
Im Frühjahr starteten wir jedoch nicht mit Lauftrainings, sondern nach der Langlaufsaison ging es direkt aufs Rad, da wir im Mai am Trans Portugal MTB Race teilnahmen. In den Sommerferien am Gardasee machten wir den ersten längeren Lauf und versuchten dann alle zwei Wochen einen solchen zu absolvieren. So kamen neben dem Greifenseelauf und dem Erlebnislauf am Hallwilersee etwa drei oder vier Longjoggs zusammen und unter der Woche versuchten wir jeweils noch zwei bis dreimal in der Mittagspause oder am Abend nach dem Arbeiten ein paar Laufkilometer zu absolvieren. Ebenfalls in den Sommerferien buchten wir unser Hotel in Queens sowie die Flüge nach New York. Die Zeit vom Sommer bis zum Herbst verflog viel zu schnell und schon war es anfangs November.
Am Freitagabend vor dem Marathon flogen wir nach New York. Leider hatte der Flug schon am Anfang Verspätung und der Wind war auch nicht zu unseren Gunsten. Als wir landen wollten, war zu viel Flugbetrieb und wir mussten noch 20-30 Minuten in eine Warteschlaufe mit Turbulenzen, was dazu führte, dass zwei oder drei Passagiere den Landeanflug auf der Toilette verbrachten. Zum Glück sind wir diesbezüglich nicht so empfindlich. Als wir um etwa 23 Uhr unser Gepäck hatten, machten wir uns mit den öffentlichen Verkehrsmitteln (Zug und Subway) auf zum Hotel, wo wir um ein Uhr morgens eintrafen und uns bald schlafen legten.
Am Samstagmorgen ging es nach einem amerikanischen Frühstück mit Waffeln, Donuts und Toast mit Peanut Butter zur Marathonmesse, um die Startnummern zu beziehen. Danach flanierten wir dem High Line Park entlang und später erledigten wir noch ein paar Einkäufe. 20'000 Schritte kamen an diesem Tag locker zusammen, auch wenn das sicher nicht die optimale Marathonvorbereitung war.
Zurück im Hotel ging es zeitig ins Bett, schliesslich mussten wir um 4 Uhr schon wieder aufstehen, frühstücken und gegen 5 Uhr auf die Subway. Dass in dieser Nacht in New York auch noch Umstellung auf Winterzeit war, hatten wir glatt verschlafen. Kurz nach 6 Uhr waren wir in South Port und nahmen von da die Fähre nach Staten Island. Wir erlebten auf der mit Marathonläufern gut gefüllten Fähre einen wunderschönen Sonnenaufgang. Die Wetterprognosen waren mit 8-13 Grad und Sonnenschein geradezu perfekt um einen Marathon zu laufen. Auf Staten Island wurden wir mit Bussen zum Startgelände gefahren. Die Busfahrt dauerte wegen einem Unfall etwa 1h statt 30min. Uns machte das jedoch nichts aus, so waren wir länger an der Wärme. Im Startgelände angekommen galt es, sich in den richtigen Startbereich (blau, orange oder grün) zu begeben. Wir waren beiden im blauen Startbereich eingeteilt, so konnten wir bis zu Philippe's Start in der Wave 1 zusammenbleiben. Ich war erst in der Wave 2 eingeteilt, welche 25min später startete. Insgesamt wurden die Läufer in 4 Waves à je 6 Sektoren A-F eingeteilt, so gab es mit über 50'000 Teilnehmern kein Chaos.
Als Philippe sich in den Startblock begab, fand ich es eine gute Idee nochmals auf Toilette zu gehen. Da stand ich geschlagene 20 Minuten in der Schlange und war gerade noch rechtzeitig in meinem Startsektor, bevor wir zur Startlinie geführt wurden. Vor dem Start wurde die amerikanische Nationalhymne gespielt und mit Frank Sinatras "New York, New York" wurden wir auf die Strecke geschickt. Die erste Hälfte flog ich nur so dahin, ohne je das Gefühl zu haben am Limit zu sein. Nach gut 1h40m passierte ich auch schon die Halbmarathon-Marke, was mich selber etwas überraschte. Auf der zweiten Hälfte wurde es schon noch etwas zäher. Meine Fussballen schmerzten, da ich mich für relativ leichte Laufschuhe entschieden hatte. Sie sassen aber so perfekt am Fuss, dass es weder blaue Zehennägel noch Blasen gab. Nach 3h30min passierte ich glücklich und zufrieden die Ziellinie im Central Park. Philippe war schon im Ziel. Da er mit Magenproblemen zu kämpfen hatte, konnte er nicht ganz seine Wunschzeit laufen und verfehlte diese um rund 5 Minuten. Bis wir bei den Kleidersäcken und dann wieder aus dem Central Park draussen bei der Subway waren, mussten wir sicher nochmals 3km marschieren.
Am Abend gönnten wir uns mit Nicola und Carlo ein feines Essen bei einem Italiener in Manhattan und stiessen auf unseren Marathonfinish an. Am Montag gingen wir nochmals in den Central Park und kauften uns die obligaten Finishershirts. Am Dienstagabend flogen wir mit einem angenehmen und ruhigen Flug pünktlich zurück in die Schweiz.

Sonntag, 21. Oktober 2018

Sardinia Swim Trek 19.-21.10.2018

Die Ausschreibung für dieses Abenteuer lautete wie folgt:

3 Tage Herausforderung - 1 erstaunliches Abenteuer: Das Ziel dieses Outdoor-Schwimmevents für Amateure und professionelle Schwimmer ist es, Spass zu haben und das Meer und die Umwelt in einer freundlichen und internationalen Atmosphäre zu respektieren. Die Veranstaltung findet in einem der schönsten sardischen Orte, dem Maddalena National Park statt, welcher für fantastisch klares Wasser und die wunderschöne Landschaft bekannt ist. Der Wettkampf umfasst insgesamt 19km Schwimmen an 3 Tagen, aufgeteilt in drei Etappen zu 6km, 8km und 5km.

Auf die Idee gebracht, uns hierfür anzumelden, hatte uns Susanne. Sie lancierte im September 2017 ein Schwimmprojekt. Anlässlich ihres 55. Geburtstages wollte sie 55km in einem Monat schwimmen. Jeder der wollte konnte in dieser Zeit mit ihr schwimmen. Wer mindestens 5km erreichte, wurde anschliessend zu einem Pizzaessen eingeladen. Dieser Anlass war dann sozusagen das Kick-Off zu diversen kürzeren und längeren gemeinsamen In- und Outdoor-Schwimmtrainings sowie zu obigem Projekt. Nach und nach gesellten sich noch mehr Schwimmbegeisterte dazu, so dass wir die Reise nach Olbia am 18. Oktober schliesslich zu siebt antraten.

Die Hinreise am Mittwochabend nach dem Arbeiten klappte reibungslos. Am Flughafen Olbia wurden wir abgeholt und nach Cannigione ins Ferienresort Isuledda an der Costa Smeralda gefahren. Dort angekommen bezogen wir unsere Zimmer und legten uns bald danach schlafen. Am Donnerstagmorgen regnete und windete es und das Meer hatte hohe Wellen. Wir konnten uns einen Start unter diesen Bedingungen nicht vorstellenTrotzdem überwanden wir uns am Nachmittag in der gut 20 Grad warmen Bucht ein 1km langes Einschwimmen im Neoprenanzug zu absolvieren. Im Verlauf vom Donnerstag reisten immer mehr der 57 Teilnehmer aus verschiedenen Nationen an. Neben den Italienern gab es viele Franzosen. Wir Schweizer bildeten die drittgrösste Delegation. Im weiteren gab es Teilnehmer aus Schweden, Deutschland, Österreich und Spanien. Interessanterweise waren mehr Frauen als Männer gemeldet.

Am Abend war die Registration zum Event sowie das erste Racebriefing. Betreffend Schwimmstrecke gab es immer einen Plan A und einen Plan B. Kurzfristig wurde jeweils am frühen Morgen je nach Windverhältnissen entschieden, welche Variante geschwommen wurde. Am Freitagmorgen war uns das Wetter freundlich gesinnt und der Wind und die Wellen hatten sich gelegt. Wir wurden mit Booten zum Startort gebracht. Unterwegs wurde uns der Kurs gezeigt, auf welchem ca. alle 500m eine Boje gesetzt war. Geschwommen wurde eine Strecke von A nach B. Leider hatte es in beiden Sandbuchten viele spitzige Steine, die man nicht gut sah. So hatten die meisten schon vor dem Start erste Schnittwunden an den Füssen. Mit 57 Teilnehmern verteilte sich das Feld schon bald und nach ca. 1.5km war man meistens alleine unterwegs. Leider lief meine Schwimmbrille schon am Anfang an und ich versuchte mich bis zum Verpflegungsboot etwa in der Mitte der Strecke an den obligatorisch mitzuführenden Schwimmbojen der anderen Teilnehmer zu orientieren. Beim Verpflegungsboot putze ich dann schliesslich meine Schwimmbrille und ich konnte mit guter Sicht dem Ziel entgegenschwimmen. Neben den Schnittwunden an den Füssen, machte sich auch schon der vom Neopren aufgeschürfte Nacken bemerkbar. Trotz einer grosszügigen Schicht Vaseline liess sich dies bei vielen Teilnehmern leider nicht vermeiden.



Am Samstagmorgen herrschten wieder ideale Wetterbedingungen und die 8km lange Königsetappe stand auf dem Programm. Wir starteten in einer Sandbucht, dieses Mal zum Glück ohne steinigen Untergrund. Es waren wieder alle ca. 500m Bojen gesetzt. Weil die Strecke etwas länger war, gab es unterwegs zwei Verpflegungsboote. Bis ca. 3km konnte ich immer ein recht konstantes Tempo schwimmen und dann signalisierte mir meine Garminuhr, dass ich etwas langsamer wurdeIch war froh, als endlich das erste Verpflegungsboot in Sicht war und machte da einen kurzen Halt, um etwas zu trinken und eine halbe Banane zu essen. Etwa nach 5km merkte ich, dass mein rechter Arm etwas kraftlos wurde, aber da musste ich eben durch. Nachdem ich mich noch kurz verschwommen hatte und von einem Begleitboot wieder auf den richtigen Weg gewiesen worden war, kam dann bald das zweite Verpflegungsboot. Von da waren es nochmals 2km bis ins Ziel, welches dieses Mal direkt beim Ferienresort war. Ich musste feststellen, dass 8km definitiv nochmals eine andere Hausnummer sind als 5km oder 6km, welche wir im Training schon zwei oder dreimal absolviert hatten. Der Nacken war inzwischen noch mehr aufgeschürft und blutete etwas, aber es musste ja nur noch eine Etappe durchgehalten werden. Wir feierten noch die letzten Ankömmlinge und dann ging es ab unter die Dusche und zum Mittagessen

Am Sonntagmorgen stand bereits die letzte Etappe auf dem Programm. Die Organisatoren hatten sich an diesem Tag für eine Rundstrecke mit Start und Ziel in einer wunderschönen Sandbucht entschieden. Unsere Füsse waren zum Glück nicht nochmals in Gefahr. Der Hinweg war noch einigermassen ein Genuss, aber der Rückweg war eine kräfteraubende Tortour mit Wellen von vorne. Zudem verlor meine Garminuhr nach 2.7km den GPS-Kontakt und ich hatte keine Ahnung mehr, wie weit das Ziel noch entfernt war. Ich konnte nur noch auf eine Seite atmen und der aufgeschürfte Nacken schmerzte mit jedem Hochheben des Kopfes. Zum Glück konnte ich mich auf dem Rückweg die meiste Zeit neben oder hinter einer anderen Schwimmerin halten, welche im Badeanzug unterwegs war und keine Nackenproblem hatte beim Orientieren.

Fazit: Es war ein mega-toller und perfekt organisierter Anlass in einer wunderschönem Umgebung mit glasklarem Wasser. Mit unserem Schwimmgrüppchen hatten wir sehr viel Spass und wir wollen nächstes Jahr wieder irgendwo an einem Outdoor-Schwimmevent teilnehmen.


Sonntag, 27. Mai 2018

Trans Portugal MTB Stage Race 5.-13.5.18 (English)

How does it come to find myself on the startlist of  MTB stage race through Portugal? Susanne a friend of mine told me that Markus her boyfriend would have registered together with his friend Reto for the Trans Portugal MTB stage race and that this event would certainly be something for Philippe and me. Inspired by our friends we registered ourselves for this race without having studied every detail. The MTB Trans Portugal stage race goes in eight following stages over 920km and 16'00hm from Chaves in the North to Sagres in the South. There are no signposts marking the way. The race ist selfguided and the daily tracks are loaded on the participants GPS. After studying the regulations more seriously we found out that Philippe and I couldn't start together in the mornings since depending upon age and sex there will be a time bonification. The older men and the women would according to this handicap have to start earlier. The winner of the stage and finally the race would not be the fastest racer but the one who reaches the finish line first. Two weeks before the race I began to worry seriously when the racebooklet was sent to the participants. There all details were published time limits for each stage included. Time limits? I thought I could race till the sun goes down but it was not like that. Besides that the longest stage would have 188km and 2000hm with start for the first racers shortly before 7:00 a.m. and closing time at 20:30 p.m. On the shorter stages there will be less time available.
Photo: Felix Peyer
On Thursday evening 3th of May our journey to Portugal started. Because of a medical emergency our flight to Lisbon got a delay of 2 1/2 hours. We had to wait 4 hours for our takeoff at Zurich. Our trip only could get better an thanks god it was like that. At the airport in Lisbon we were picked up by Fred the race director.Hhe drove us to the hotel. On Friday we had some time left for Sightseeing. We visited Torre de Belém and enjoyed a few Pastéis de Belém in the nearby cake shop. For dinner Fred recommended to us a delicious restaurant near the hotel. We enjoyed fish and beer there together with Markus and Reto. In the meantime other racers arrived at the hotel inclusive Kathi und Felix from Zurich. There were 88 participants from 19 nations, only 7 women and only 12 younger the 40 years old. Beside the Portuguese the South Africans formed the second largest participant field. In addition there were racers from Austria, Australia, Brazil, Belgium, Canada, France, Germany, Italy, Japan, Poland, Switzerland, Sweden, The Netherlands, USA, Norway, United Kingdom and New Zealand.
On Saturday morning we were driven to Chaves in the North of Portugal by autocar. There we had to put together our bikes and to pack the suitcases which we received from the organizer. Before dinner there was a longer briefing about the details of the race itself and after dinner there was the daily short race briefing for the upcoming stage. Tiago the other race director informed about the specific details of the stage, for example about technical passages, steep climbs and where to find watertaps and coffee shops. Although there remained not much time for coffee two or three times we enjoyed a cold Coke on the way.
Photo: Felix Peyer
I soon noticed this race is organised with a lot of passion. Beside the participants there were about 30 staffs serveral of them on duty for this race since years. Eyery person has its responsability. From the two race directors, medical staff, masseurs, bike mechanics, resonsible persons for time keeping, transportation and catering to the journalist for the daily reports and pictures. It was already the 16th edition of this race and always it was optimized. The participants were equipped with trackers. This year trackers were used the first time not only for security reasons but also for race control and classifications. To receive the finishershirt one has to finish every stage within the time limit and the racers are not allowed to leave the track more than 100m. Otherwise one has to return to the point where the track has been left. 
Photo: Philippe Egger
On Sunday morning 6th of May the race started with the older participants and the women first. I was in in the third starting group together with three women and three men. The others of my group were faster so after 5km I didn't see them anymore. I was very nervous since I had to drive alone accoring to the black line of the GPS. But the selfguiding went better than I supposed. Sometimes I came off route for a couple of meters but always I realised it very soon though that I could turn and take the right way. Only once  after 10km the GPS had all of a sudden a black display. After two hardresets I got to work the GPS finally again. After approximately 1 1/2h I saw Kathi who started 15 minutes earlier and after about 2 hours I was cought by Philippe, Markus and Reto. Markus and Reto passed and moved on while the plan of Philippe and me was to ride to the finish line together. Also Kathi and Felix did it like this. The time limit was already a challenge on the first day. It had some steep offroad ramps where I had to walk and some particular places washed out by the rain which I couldn't ride through. I also felt off the bike on the first day because i didn't get out of the cleats and got some abraisons on the knee. The last 20km went down on an earlier railway path however with some headwind. We were rather shaken thoroughly on this path with our hardtail bikes. Finally we reached the finish line about 25 minutes before the cut-off. Near the finish line there was always a wide range of food supply. One could find everything from potato and tomato salad, bread, cheese, recovery shakes, coke, beer to fruit salad and some sweets. 
Photo: Philippe Egger
I was happy that I could do the first stage within time timit. From now on I took it day by day. I would not have dared to dream of finishing all stages within the time limit. I was in particular feared of the third stage with over 3000hm and the fifth stage with a distance of 188km. On the last stage I got panic if we could finish before the cut-off time. We had to walk along a beach for 700m. As the the tide was rising I was unfortunately caught by a wave and got wet from head to toe. There were still 30km to the finish line and only two more hours of time left. Fortunately the last 25km were no more techically demanding. Nevertheless I came off the bike once more in a place with deep sand and felt to the same knee which already had some abrasions from the first fall. Finally we managed to reach the finish line once more before cut-off time.
Conclusion: For me it was very intensive and physically demanding experience, maybe the physically most demanding experience which I made so far in my life. From the hilly North to the the South by the sea the landscape was always changing and very impressive. I met many lovely people and got to know a beautiful country. During these days I was in another world. I don't want to miss this adventure also my body has not yet replaced every calory burnt. After two weeks I am still always hungry.
Link: http://www.ciclonatur.pt/site/

Trans Portugal MTB Stage Race 5.-13.5.18

Wie kommt man auf die Idee sich für ein MTB Etappenrennen in Portugal anzumelden? Im letzten Herbst hat mir Susanne erzählt, dass Markus, ihr Partner, sich zusammen mit seinem Freund Reto für das Trans Portugal MTB Stage Race angemeldet hätte und dass das sicher auch was für Philippe und mich wäre. Schnell begeistert und kurz entschlossen haben wir uns für diesen Event angemeldet, ohne alle Details genau studiert zu haben. Das MTB Trans Portugal Stage Race geht in acht aufeinanderfolgenden Etappen über 920km und 16'000hm von Chaves im Norden nach Sagres im Süden. Die Strecke ist nicht ausgeschildert, die Tracks werden den Teilnehmern auf das GPS geladen. Beim genaueren Studieren des Reglements haben wir dann noch herausgefunden, dass Philippe und ich am Morgen jeweils nicht zusammen starten können, da je nach Alter und Geschlecht ein Handicap berechnet wurde. Um diese Zeitbonifikation durften die älteren Männer sowie die Frauen am Morgen früher starten. Etappensieger wird somit nicht der absolut Schnellste sondern derjenige, welcher zuerst das Ziel erreicht. Zwei Wochen vor dem Anlass begann ich mir ernsthaft Sorgen zu machen, da mit dem Versand des Racebooklets alle Details publiziert wurden inklusive Zeitlimiten. Zeitlimiten? Ich dachte, ich könnte einfach fahren, bis es dunkel würde, aber dem war nicht so. Zudem hat die längste Etappe 188km und 2000hm mit Start für die ersten Fahrer kurz vor 7 Uhr und Zielschluss um 20:30 Uhr. Bei den kürzeren Etappen steht dann natürlich entsprechend weniger Zeit zur Verfügung.
Foto: Felix Peyer
Am Donnerstagabend 3. Mai startete unsere Reise nach Portugal. Wegen eines medizinischen Notfalls im Anflug nach Zürich landete unser Flieger mit 2 1/2h Verspätung in Lissabon. Wir hatten geschlagene 4h auf unseren Abflug in Zürich gewartet. Es konnte also nur noch besser kommen, und so war es zum Glück auch. Am Flughafen wurden wir von Fred, dem Race Director, abgeholt und ins Hotel gefahren. Am Freitag blieb noch etwas Zeit, um Lissabon anzuschauen. Wir besichtigten den Torre de Belém und genossen natürlich auch ein paar Pastéis de Belém in der dort ansässigen Konditorei. Für den Abend empfahl uns Fred ein feines Fischrestaurant in Hotelnähe, wo wir uns zusammen mit Markus und Reto verwöhnen liessen. Diverse andere Teilnehmer waren inzwischen auch angereist, so auch Kathi und Felix aus Zürich. Insgesamt waren 88 Teilnehmer aus 19 Nationen gemeldet, davon 7 Frauen und nur 12 Teilnehmer, die unter 40 Jahre alt waren. Neben den Portugiesen bildeten die Südafrikaner das zweitgrösste Teilnehmerfeld. Im weiteren waren neben uns Schweizern folgende Nationen vertreten: Amerika, Australien, Brasilien, Belgien, Deutschland, England, Frankreich, Holland, Italien, Japan, Kanada, Neuseeland, Norwegen, Österreich, Polen und Schweden.
Am Samstagmorgen wurden wir mit einem Car in den Norden nach Chaves gefahren. Dort galt es die Bikes zusammenzusetzen und die vom Veranstalter zur Verfügung gestellten Rolltaschen zu packen. Vor dem Abendessen gab es eine längere Informationsveranstaltung zum Rennen und danach noch das halbstündige Racebriefing für die kommende Etappe. Hier informierte Tiago, der zweite Race Director, jeweils über die Details der Strecke, z.B. über steile Anstiege, technische Passagen, wo es
Wasserhähnen oder Cafés gibt. Obwohl Zeit für einen Café gab es nicht wirklich. Zwei oder dreimal gönnten wir uns eine Cola.
Foto: Felix Peyer
Man merkte schon bald, dass dies ein Anlass war, der jeweils mit viel Herzblut organisiert wird. Insgesamt sind neben den Teilnehmern noch etwa 30 Personen als Staff dabei, viele schon seit mehreren Jahren. Jeder hat seine Zuständigkeit, von den beiden Race Directoren, über Medical Staff, Masseure, Bikemechaniker, Zeitmess-, Catering- sowie Transportverantwortlichen bis zur Journalistin war alles dabei. Der Event wurde bereits zum 16. Mal durchgeführt und immer wieder optimiert. Dieses Jahr wurden die Teilnehmer erstmals nicht nur aus Sicherheitsgründen mit einem Tracker ausgerüstet sondern auch zwecks Rennkontrolle und Rangierung. Das Finishershirt bekommt nur, wer alle acht Etappen innerhalb der Zeitlimiten finishen kann und nie mehr als 100m vom Track entfernt war, d.h. man durfte sich schon vom Track entfernen, musste ihn aber da fortsetzen, wo man ihn verlassen hatte.
Foto: Philippe Egger
Am Sonntagmorgen 6. Mai startete das Rennen mit den älteren Teilnehmern und den Frauen zuerst. Ich war jeweils in der dritten Startgruppe. Wir waren sieben in unserem Block, vier Frauen und drei Männer. Die anderen waren alle schneller und nach spätestens 5km sah ich sie nicht mehr. Ich war supernervös, da ich nun alleine nach GPS fahren musste. Dies klappte aber trotzdem von Anfang an recht gut, so dass wenn ich zwischendurch mal falsch abbog, dies nach wenigen Metern merkte und wieder auf den richtigen Kurs einschwenken konnte. Nur einmal hatte das GPS nach 10km ein schwarzes Display und ich stand alleine irgendwo. Nach zwei Hardresets hatte ich das Ding dann zum Glück wieder zum Laufen gebracht. Nach etwa 1 1/2h konnte ich zu Kathi aufschliessen, die vor mir gestartet war und nach gut 2h hatten mich dann Philippe, Markus und Reto eingeholt. Markus und Reto zogen weiter. Der Plan von Philippe und mir war, die Etappen jeweils zu zweit zu Ende zu fahren. Diesen Plan hatten auch Kathi und Felix. Die Zeitlimite war schon am ersten Tag eine Herausforderung, hatte es doch schon ein paar sehr steile Offroad-Rampen, wo ich schieben musste und auch ein paar technische, insbesondere vom Regen ausgewaschene Stellen, wo ich auch nicht alles fahren konnte. Einen Sturz musste ich schon am ersten Tag wegstecken, als ich einer Rille hängen geblieben bin und nicht mehr rechtzeitig aus den Klickpedalen gekommen bin. Auf den letzten 20km ging es einer Bahnlinie entlang immer leicht runter jedoch mit Gegenwind. Wir wurden mit unseren Hardtail Bikes ziemlich durchgeschüttelt, waren aber schliesslich 25 Minuten vor Zielschluss am ersten Zielort. Im Ziel gab es immer feine Zielverpflegung. Von Kartoffelsalat, Tomatensalat, über Käse, Brot, Cola, Bier, Recovery Shake bis zum Fruchtsalat war alles da.
Foto: Philippe Egger
Ich war happy, die erste Etappe geschafft zu haben und nahm es nun von Tag zu Tag. Dass es mir gelingen würde, alle acht Etappen innerhalb der Zeitlimiten zu finishen, davon hatte ich nicht mal zu träumen gewagt. Insbesondere die dritte Etappe mit über 3000hm und die fünfte Etappe mit 188km lagen mir ziemlich auf dem Magen. Auf der letzten Etappe bekam ich dann nochmals kurz Panik, ob wir diese in der Zeitlimite schaffen würden. Wir mussten bei aufkommender Flut 700m einem Strand entlang laufen und ich wurde von einer Welle erwischt, so dass ich von Kopf bis Fuss inkl. Helm und Handy nass wurde. Bis zum Ziel waren es noch 30km und wir hatten noch 2h Zeit. Zum Glück waren die letzten 25km nicht mehr technisch, trotzdem bin ich im tiefen Sand nochmals zu Fall gekommen und habe mein bereits aufgeschürftes Knie nochmals aufgeschlagen. Wir schafften es auch am letzten Tag noch vor der Zeitlimite die Ziellinie zu überqueren.
Fazit: Für mich war es eine sehr intensives und körperlich herausforderndes Erlebnis, wenn nicht sogar das sportlich Anstrengenste, was ich bisher in meinem Leben gemacht habe. Die vom bergigen Norden ins wellige Mitteland bis ans Meer in den Süden immer wieder abwechselnde Landschaft war sehr eindrücklich. Ich habe in diesen Tagen viele interessante, engagierte und liebenswürdige Menschen sowie ein schönes Land kennengelernt: Acht Tage war ich in einer anderen Welt und möchte das Erlebnis nicht missen, auch wenn der Körper zwei Wochen danach noch nachbrennt und ich dauernd Hunger habe.
Link MTB Trans Portugal Stage Race: http://www.ciclonatur.pt/site/